4 Dez 2015

Maria Emhart (1901 – 1981)

Geschrieben von Soroptimist

EMHARDT MariaMaria Raps wurde 1901 als 3. von insgesamt 6 Kindern in die Armut eines St. Pöltner Proletarierhaushalts geboren.

Als Angeklagte im großen Sozialistenprozess von 1936 sagte sie:

„Ich stamme aus einer kinderreichen Arbeiterfamilie und habe alle Not und Entbehrung mitgemacht, die man mitmachen muss, wenn man so tief unten zur Welt kommt wie ich.“

Mit 14 Jahren begann sie als Hilfsarbeiterin in der Glanzstoff-Fabrik, die unter Kriegsrecht stand und in der 16 Stunden und mehr täglich gearbeitet wurde. Sie engagierte sich als Betriebsrätin und wurde schließlich 1932 in den St. Pöltner Gemeinderat gewählt, das war die letzte Gemeinderatswahl in der 1. Republik. Während der Wirtschaftskrise organisierte sie täglich die Ausspeisung von 200 Ausgesteuerten und Armen.

Im Bürgerkrieg vom Februar 1934 war sie wohl der eigentliche Kopf des bewaffneten Widerstandes der St. Pöltner Sozialdemokratie und wurde nach der Niederschlagung der Revolte von der Heimwehr verhaftet.

„Sie sagten mir, ich wäre die Rädelsführerin gewesen und ich würde das erste Weib sein, das gehängt würde.“

Von der Anklage des Hochverrats wurde sie aber im Juni 1934 freigesprochen. Nach einer Tuberkulose-Kur in der Schweiz übernahm sie im November desselben Jahres die niederösterreichische Leitung der illegalen Revolutionären Sozialisten. Im Jänner 1935 wurde sie abermals verhaftet. Im großen Sozialistenprozess von 1936 wurde gegen Maria Emhart als eine der hauptangeklagten Personen (neben Bruno Kreisky, Franz Jonas, Anton Proksch) die Verhängung der Todesstrafe beantragt. Aufgrund internationaler Proteste kam sie aber mit 18 Monaten schweren Kerkers davon.

Ihren Mann Karl Emhart, einen St. Pöltner Eisenbahner, zwang man, sich von ihr scheiden zu lassen. Er wurde strafhalber ins salzburgische Bischofshofen versetzt, als bemerkt wurde, dass sich das Ehepaar nur zum Schein scheiden ließ.

1945 wurde Maria Emhart, die ihrem Gatten nach ihrer Haftentlassung gefolgt war, Vizebürgermeisterin von Bischofshofen und – als einzige Frau – Salzburger Landtagsabgeordnete.

Von 1953 – 1965 war sie auch Mitglied des Nationalrates.

1981 starb die starke Frau in Bischofshofen.

1983 wurde eine Straße in St. Pölten nach ihr benannt.

  • INFO

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